von Michael Eich
Zum ersten Advent wollen wir an den ehemaligen talentierten FC 08-Stürmer Siegfried Rackel erinnern, der später eine Zeit lang dem Vorstand angehörte und im April dieses Jahres im Alter von 88 Jahren verstorben ist.
Schon in der Jugend spielte der torgefährliche Angreifer im FC 08-Trikot und schaffte anschließend als 18-jähriges Sturmtalent sofort den Sprung in die erste Garnitur. In der Saison 1953/54 absolvierte er bereits in der Vorrunde 10 von 17 Partien. Er war auch im Juli 1955 dabei, als die 08er im Stadion an der Waldstraße den großen Hamburger SV vor 4.000 Zuschauern empfingen. Auf Seiten des HSV spielte der damals ebenfalls erst 19-jährige Uwe Seeler, der später populäre deutsche Nationalspieler und Ehrenspielführer. Völlig überraschend und sensationell gewann der FC 08 das Freundschaftsspiel mit 2:1-Toren.
Ein Jahr später befanden sich die 08er in der Saison 1956/57 mit ihrem Trainer Hans Neumeier in der 1. Amateurliga Südbaden auf Meisterschaftskurs. Die Runde avancierte zu einem echten Krimi. Dabei hatte der Spielplan den einheimischen Fußballfans ein echtes Herzschlagfinale beschert. Denn am drittletzten Spieltag traf der Tabellenerste FC 08 auf den Zweiten Offenburger FV. Mit einem Sieg hätten die Nullachter bereits die Meisterschaft unter Dach und Fach bringen können. Das Topspiel vor fast 5000 Zuschauern im Stadion an der Villinger Waldstraße war dann nichts für schwache Nerven. Der FC 08 lag zur Pause bereits mit 0:2 zurück. Doch die 08er rafften sich im 2. Durchgang zu einer tollen Energieleistung auf. Innerhalb von drei Minuten glichen der junge Siegfried Rackel und Hans Morell den Rückstand aus, ehe Herbert Czerny die viel umjubelte Führung gelang, der Wehrle noch den 4:2-Endstand folgen ließ. Am Ende wurde die Meisterschaft mit einem Triumphzug zum Vereinslokal „Waldschlössle“ in der Waldstraße gefeiert.
Das erst 21-jährige Eigengewächs Siegfried Rackel spielte damals eine herausragende Saison und avancierte mit 21 Treffern auch zum besten Torschützen der Meisterelf. Die Aufstiegsrunde verlief für die 08er dann allerdings nicht erfolgreich. In der darauffolgenden Saison 1956/57 wurde der talentierte Rackel hinter Gerd Büker mit 13 Treffern zweitbester Torschütze. Doch Ende der 50er Jahre zog es den Stürmer Richtung Lokalrivalen VfR Schwenningen, der später gemeinsam mit dem SC Schwenningen zum BSV fusionierte.
In der Saison 1961/62 der Schwarzwald-Bodensee-Liga, der damals dritthöchsten Spielklasse, mussten die 08er in der ersten Begegnung nach der Winterpause im dortigen Hilbenstadion antreten. Das stets brisante Lokalderby hatte einen zusätzlichen Reiz, da dort weiterhin mit Siegfried Rackel und auch Kurt Kammerer zwei ehemalige 08er das Trikot der Gastgeber trugen. Auf dem Schneeboden gingen die Rasenspieler vor 2.500 Zuschauern durch Röck in Führung. Der FC 08 glich nach einer Flanke von Büker durch einen Schüttler-Kopfball aus. Doch kurz vor der Pause schlug Ex-Nullachter Rackel eine Ecke und Wangler brachte die Gastgeber per Kopf wieder 2:1 in Führung. Im zweiten Durchgang war es ausgerechnet Rackel, der eine Kny-Vorlage zum alles entscheidenden 3:1 nutzte. Die Niederlage versetzte den Meisterschaftsambitionen des FC 08 einen gehörigen Dämpfer.
In den Folgejahren wechselte Siegfried Rackel auch nicht mehr zum FC 08, der 1966 den Sprung in die Zweitklassigkeit der Regionalliga Süd erreichte, zurück. Doch die Verbindung zum FC 08 lebte später wieder auf. Denn Siegfried Rackel gehörte noch viele Jahre der 1978 ins Leben gerufenen FC 08-Nachkriegsjugend an und ging im reifen Alter mit dieser Mannschaft auch wieder im schwarz-weißen Trikot für seinen geliebten Jugendverein auf Torejagd. Mitte der 80er Jahre übernahm er beim FC 08 unter dem 1. Vorsitzenden Hans-Peter Hauer und Präsident Werner Hock für einige Zeit noch das Amt des 3. Vorsitzenden. Der FC 08 wird Siegfried Rackel als ein besonderes Sturmtalent und engagierte Persönlichkeit in Erinnerung behalten. Allen einen schönen 1. Advent!
Titelfoto: Siegfried Rackel (stehend, Zweiter von rechts neben seinem Mitspieler und späteren FC 08-Präsident Werner Hock) als Jugendspieler Anfang 1953 im alten FC 08-Stadion an der Waldstraße (Archiv: Schroff/Eich)