Von Michael Eich

Es ist eine historische Bildzeitungs-Schlagzeile vom November 1969: „Im deutschen Mexiko ging Offenbach die Puste aus“, titelte die Boulevard-Zeitung in Anspielung auf das auch schon damals höchstgelegene Stadion der Regionaliga Süd und die vor allem zu Hause nur schwer zu bezwingenden Nullachter. Und in der Unterzeile setzte die BILD fast noch einen drauf: „Vom FC Villingen mit 3:1 vernascht“.

Es war wohl eines der spektakulärsten Regionalliga-Spiele des FC 08 Villingen in der zweithöchsten Spielklasse, als im November 1969 die Offenbacher Kickers im Friedengrund antraten. Der Ex-Bundesligist reiste als Tabellenzweiter und heißer Titelanwärter in den Schwarzwald. Die von Rudi Faßnacht trainierten Nullachter waren seit vier Spielen ungeschlagen und befanden sich als Tabellensiebter im Aufwärtstrend. Auch die Kulisse von 12.000 Zuschauern passte zu diesem mit Spannung erwarteten Schlagerspiel.

Die Offenbacher Kickers, bei denen Trainerlegende Tschik Cajkovski auf der Bank saß, begannen mit viel Elan und im Stile einer Spitzenmannschaft. Sie dominierten dann auch in einer packenden Regionalligapartie den ersten Durchgang. Doch vergab Kraft in der 14. und 16. Minute die mögliche Führung für die Offenbacher. Auf der anderen Seite scheiterte kurz darauf der von Perusic glänzend freigespielte Hohnhausen an OFC-Keeper Volz. Immer wieder stand allerdings zunächst 08-Keeper Armbrust im Blickpunkt des Geschehens. Als Gecks dann in der 35. Minute flankte, wehrte Armbrust zwar ab, aber Helmut Kremers beförderte den Ball zum 0:1 über die Linie. Doch die Nullachter konnten sich auf ihren Torjäger Gerd Klier verlassen. Vier Minuten vor dem Pausenpfiff ließ er zwei Gegenspieler ins Leere laufen und setzte in für ihn typischer Manier denn Ball aus 16 Metern unhaltbar zum 1:1 ins Netz (Foto oben).

Der zweite Durchgang begann dann auch gleich mit einem Paukenschlag. Von Schrodt mustergültig bedient, vollendete Hohnhausen aus 25 Metern per Aufsetzer eiskalt zur 2:1-Führung der Nullachter. Der Jubel war unter den 12.000 Zuschauern unbeschreiblich. Die Nullachter hatten die Partie gedreht und führten gegen den haushohen Favoriten plötzlich mit 2:1.

Von diesem Schock erholten sich die Offenbacher Kickers in der Folgezeit nicht mehr. Im Gegenteil, denn als in der 58. Minute die Abseitsfalle der Gäste nicht zuschnappte, schickte Hohnhausen den erneut nicht zu bremsenden Klier auf die Reise und der besorgte am herauseilenden OFC-Keeper Volz vorbei abgezockt das vorentscheidende 3:1. Jetzt stand der Friedengrund endgültig Kopf. Zumal die Gäste auch nichts mehr zuzusetzen hatten.

Dagegen spielte der FC 08 weiter groß auf und hatte nach einem denkwürdigen Spiel am Ende sensationell die Nase vorne. Für diesen Erfolg wurden die Nullachter in den Medien nicht nur von der Bild-Zeitung euphorisch gefeiert. „Im deutschen Mexiko ging Offenbach die Puste aus“, titelte zum Beispiel die BILD-Zeitung.

Die Aufstellungen damals:

FC 08 Villingen: Armbrust – Nies, Gensheimer, Wohlgemuth, Bockisch – Perusic, Schülke – Schrodt, Kothmann, Hohnhausen, Klier.

Offenbacher Kickers: Volz – H. Kremers (76. Kondert), Weilbächer – Rodekurth (67. Schönberger), Reich, Resenberg – Gecks, Bechthold, Kraft, Schmitt, E. Kremers.

Und hier noch eine kleine Bildergalerie zu diesem Legendenspiel: