Von Michael Eich

Zum 2. Advent beschäftigt sich Michael Eich mit einem sehr besonderen Torhüter zwischen den Pfosten des FC 08 Villingen: Teufelskerl Fritz Weber.

Torhüter sind häufig besondere Persönlichkeiten. Auch beim FC 08 standen in der langen Vereinsgeschichte bereits einige interessante und sehr spezielle Typen zwischen den Pfosten. Dazu zählt sicherlich auch Fritz Weber, der im Sommer 1964 vom FC Singer 04 in den Friedengrund wechselte.

Die Nullachter gehörten zu jener Zeit der dritthöchsten Spielklasse, der Schwarzwald-Bodensee-Liga, an. Weber war damals schon 33 Jahre alt und hatte eine bewegte Karriere hinter sich. Bereits im Alter von 18 Jahren hatte er für seinen Heimatverein im Schatten des Hohentwiels in der 1. Mannschaft in der Zonenliga gespielt. Im Jahr 1951 stiegen die Singener in die Zweite Liga Süd auf, wo sie es mit Teams wie Darmstadt 98, Bayern Hof, Hessen Kassel, Jahn Regensburg oder dem Freiburger FC zu tun hatten.

Fritz Weber gehörte in der zweithöchsten Spielklasse Anfang der 50er Jahre zu einem der besten Schlussleute. Er fiel vor allem durch seine waghalsigen und riskanten Rettungstaten auf. Oftmals avancierte er zum herausragenden Akteur in seinem Team. Häufig war in den Spielberichten von den glanzvollen Vorstellungen des begabten Keepers zu lesen: „Torhüter Weber rettete durch seine prachtvolle Leistung in den letzten 20 Minuten das Remis…, Torsteher Weber erhielt auf offener Szene Sonderapplaus…, Singen hatte seinen besten Mann in Torhüter Weber, der katzengewandt agierte….“

Fritz Weber stand wohl schon im legendären Notizbuch des damaligen Bundestrainers Sepp Herberger. Doch Weber leistete sich auch immer mal wieder einen Aussetzer und war wohl kein ganz einfacher Charakter. Das verhinderte vermutlich seinen Weg nach ganz oben im deutschen Fußball. Er blieb bis 1958 bei den Hohentwielern, um dann für zwei Jahre beim SC Schwenningen anzuheuern. Es folgte der Wechsel zum Sportclub Singen und schließlich landete er in der Saison 1963/64 wieder beim FC Singen, ehe der FC 08 ihn nach Villingen holte.

Mit dem südbadischen Auswahltorwart kassierte der in den Jahren davor eher abwehrschwache FC 08 in der Schwarzwald-Bodensee-Liga in der Saison 1964/65 als Tabellendritter in 30 Partien die wenigsten Gegentreffer (29).  Deshalb starteten die von Hans Neumeier trainierten Nullachter mit großen Hoffnungen in die Spielzeit 1965/66. Doch es begann eher enttäuschend, denn nach drei Spieltagen grüßte man vom Ende der Tabelle. Doch die Mannschaft, die eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Akteuren bildete und mit Klaus Winterhalder und Gerd Büker zwei ganz torgefährliche Stürmer besaß, steigerte sich von Woche zu Woche. Oftmals rettete „Kamikaze“ Fritz Weber mit tollen Reaktionen die Punkte für seine Vorderleute.

Am Ende musste die letzte Partie in Tuttlingen auf jeden Fall gewonnen werden. Die Begegnung vor 2.500 Zuschauern, darunter rund 1.000 mitgereisten 08-Fans, wurde dann nichts für schwache Nerven. Die Tuttlinger Führung glich Winterhalder aus. 08-Kapitän Nies traf zum 2:1. Doch die groß kämpfenden Gastgeber schafften das 2:2. Jetzt verhinderte „Teufelskerl“ Fritz Weber im Gehäuse der Nullachter immer wieder mit Glanzparaden einen Rückstand für sein in die Defensive gedrängtes Team.

Umso größer war der Jubel, als Winterhalder die 3:2-Führung gelang. Verbissen versuchten die 08er ihren knappen Vorsprung zu verteidigen und wurden in der 85. Minute geschockt. Keeper Weber hatte sich nach einer waghalsigen Rettungstat so schwer am Kopf verletzt, dass er ins Krankenhaus eingeliefert wurde. An seiner Stelle übernahm der ganz junge Karl Armbrust die Torwartposition. Er hielt seinen Kasten sauber und deshalb durfte nach dem Abpfiff unter dem unbeschreiblichen Jubel der mitgereisten Fans der Titel gefeiert werden, während Weber auf dem Meisterfoto fehlte.

In der darauffolgenden Aufstiegsrunde parierte Weber in der ersten Partie bei Normannia Gmünd gleich einen Strafstoß der Gastgeber reaktionsschnell. Das war die Grundlage für den überraschenden 2:1-Sieg. Der starke Schlussmann wurde auch in den nächsten Aufstiegsspielen gegen die insgesamt drei Konkurrenten aus Nordwürttemberg, Nordbaden und Südbaden zu einem wichtigen Rückhalt seiner Elf.

Als sich Fritz Weber allerdings bei der hitzigen Partie in Forst eine Tätlichkeit gegen einen Zuschauer leistete, flog er vom Platz. Für die letzten beiden entscheidenden Begegnungen übernahm dann Nachwuchstalent Karl Armbrust seine Position. Am Ende reichte es für den FC 08 sensationell zum Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse, die Regionalliga Süd.

Für den mittlerweile 35-jährigen Fritz Weber kam die neue Herausforderung dann aber zu spät. Zwar absolvierte er in der Vorrunde noch acht Regionalliga-Einsätze, aber neuer Stammkeeper wurde der junge Karl Armbrust. Weber blieb weiter beim FC 08 und spielte in der Saison 1967/68 zeitweilig in der 2. Mannschaft. Dann beendete er seine Karriere und kehrte in seine Heimatstadt Singen zurück, wo er leider 1989 im Alter von nur 58 Jahren bereits verstarb. In der nur kurzen, aber intensiven Zeit beim FC 08 Villingen hinterließ „Teufelskerl“ Fritz Weber aber einen bleibenden Eindruck und blieb unvergessen.

Das Titelfoto oben zeigt Fritz Weber beim Aufstiegsspiel 1966 gegen den SV Oberkirch (2:1) auf dem FC 08-Hartplatz vor gut gefüllten Rängen. Quelle: Archiv Eich/Schroff.