von Michael Eich

Als es Anfang Januar 1969 zu einem fußballerischen Kräftemessen zwischen dem damals in der zweithöchsten Spielklasse, der Regionalliga Süd,  spielenden FC 08 Villingen und einer Amateurauswahl aus den Nachbarn DJK und VfB Villingen kam, war das eine absolute Premiere. Erstmals traten alle drei Villinger Fußballvereine aus dem Friedengrund als echte Fußballerfamilie auf.

Vor dem Anpfiff von FC 08-Schiedsrichter Hans Eich auf dem schneebedeckten Hartplatz im Friedengrund überraschte Rudi Natschke vom VfB FC 08-Kapitän Klaus Bockisch mit einem Riesen-Sparschwein. Immerhin 800 Zuschauer waren dabei und sorgten für stattliche Einnahmen, die dem VfB und der DJK zur Verfügung gestellt wurden.

Anschließend lieferten sich beide Teams auf dem schwierigen Terrain einen munteren Schlagabtausch. Bei der Tombola in der Halbzeitpause erwies sich der junge DJK-Spieler Horst Jaud als besonderer Glückspilz. Er konnte nicht auf dem Platz mit dabei sein, kaufte eine Eintrittskarte, die als Los galt. Mit dem gewann er den Hauptpreis, ein SABA-Radio.

Am Ende hatte der von Rudi Faßnacht trainierte FC 08 standesgemäß mit 6:1 Toren die Nase vorne. Doch das Ergebnis blieb zweitrangig. Das freundschaftliche Kennenlernen der Fußballer aus den drei Vereinen stand im Vordergrund. „Wir wollen eine große Sportlerfamilie bilden, die das Wort Fußball auf ihre Fahnen geschrieben hat“, meinte der damals 73-jährige 08-Präsident Paul Riegger beim anschließenden Treffen im Gasthaus Löwen in der Villinger Innenstadt.

Zunächst wurden allen drei Mannschaften Bockwürste serviert. Danach zapfte Paul Riegger gemeinsam mit Heinz Glökler, dem ersten Vorsitzenden des VfB, und unter Mithilfe von Friedrich Ummenhofer, dem ersten DJK-Vorsitzenden, das 100 Liter-Fass an. Der Gerstensaft war dann in Rekordzeit in den Kehlen der durstigen Fußballer verschwunden. Kein Wunder stieg die Stimmung unter den Fußballern der drei Friedengrund-Clubs von Minute zu Minute. Nach dem Bockwurst-Imbiss gab es dann auch noch ein richtiges Abendessen. Möglich hatte es Paul Riegger vom FC 08 gemacht. Der passionierte Jäger war in seinem Revier bei Marbach auf die Pirsch gegangen und hatte zwei Hasen erlegt, die den Fußballern mit Spätzle und Preiselbeeren serviert wurden.

Hoch ging es dann her, als Stadionsprecher Werner Jörres das Unterhaltungsprogramm ankündigte. FC 08-Spieler Günter Reinders versuchte sich als Startenor und die Fußballer sangen kräftig mit. Paul Riegger rezitierte die Moritat von der gestohlenen Wurst und Heinz Glökler gab den Sketch „Der Schneider und die Fliege“ zum Besten. Die Stimmung stieg noch mehr, denn Narcisso Revuelta musste es als Torero gleich mit zwei Stieren (Rolf Müller vom FC 08 und Erich Jester von der DJK) aufnehmen. Absoluter Höhepunkt war der Auftritt von Werner Jörres als „Tante Emma“. Noch lange nach Mitternacht saß die große Fußballerfamilie dann im Gasthaus Löwen zusammen, flachste, lachte und war sich einig, dass das nicht das letzte Treffen der drei Vereine gewesen sein sollte.

Und hier noch eine Bildergalerie vom damaligen Spiel der Villinger Fußballfamilie und der anschließenden Feier im „Löwen“: