von Michael Eich

In der Regionalliga-Saison 1971/72 schwebte der FC 08 in der zweithöchsten Spielklasse in akuter Abstiegsgefahr. Zum Auftakt nach der Winterpause stand Anfang Januar 1972 ausgerechnet die Partie beim Bundesligaabsteiger und heißen Titelkandidaten 1860 München auf dem Programm.

Die „Löwen“ lieferten sich einen verbissenen Zweikampf um die Meisterschaft mit den Offenbacher Kickers. Derweil mussten die von Karl-Heinz Schmal trainierten Nullachter, bei denen der vereinsintern gesperrte Kothmann und der verletzte Hollasch fehlten, als Drittletzter um jeden Punkt kämpfen. Kein Wunder ging 1860 München im Stadion an der Grünwalder Straße als haushoher Favorit in die Begegnung vor 17.000 Zuschauern.

„Wir müssen vor dem vorentscheidenden Spiel in Hof das Torverhältnis aufbessern und einen Sturm-Wirbel entfesseln“, war für Löwen-Trainer und Ex-Nationalspieler Hans Tilkowski vor der Partie der Sieg nur noch eine Frage der Höhe. Doch es kam ganz anders. Die Münchner liefen sich immer wieder an der konsequenten Deckung der defensiv und taktisch sehr gut eingestellten Nullachter fest. Im Mittelfeld störten Frommann und Eisenhardt wirkungsvoll die Angriffsbemühungen der Sechziger. Eisenhardt fädelte dann auch immer wieder Gegenstöße der Nullachter ein. Vorne lauerten Rentschler und Schmidt auf Konterchancen. In der Abwehr war der kopfballsichere Bockisch der ruhende Pol. Die ansonsten starken Flügelstürmer der Münchner Metzger und Weixler konnten sich nie entscheidend in Szene setzen.  

Zum absoluten Matchwinner avancierte ein über sich hinauswachsender 08-Keeper Armbrust, der die Gastgeber immer wieder zur Verzweiflung brachte. Bereits in der zweiten Minute wehrte er reaktionsschnell einen tückischen Schuss von Metzger ab. Im Bild faustet er einen Ball vor 1860-Spieler Purucker weg. Sein Gegenüber Helmschrot konnte sich auch nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Hauke und Rentschler prüften ihn jeweils per Kopf ohne Erfolg.  In der 30. Minute hatten die Nullachter allerdings Glück, dass ein Heber von 1860-Kapitän Rebele nur gegen die Latte ging.

Neun Minuten nach dem Seitenwechsel vollbrachte Armbrust seine größte Glanztat, als er sich reaktionsschnell den Ball vor dem einschussbereiten Purucker schnappte (Foto oben). Auf der anderen Seite verpasste Gruler in der 76. Minute sogar eine mögliche Führung der groß aufspielenden Nullachter. Ebenso vereitelte drei Minuten später Helmschrot jeweils kurz hintereinander gegen Strittmatter und Eisenhardt einen eventuellen 08-Sieg.  

In der zunehmend hitziger geführten Partie sahen auf 08-Seite Perusic und Eisenhardt noch Gelb. Am Ende war die große Überraschung perfekt und die Münchner Anhänger waren überrascht von der starken Leistung der Nullachter. Bei denen wussten alle Akteure nach dem Abpfiff, wem sie den wertvollen Punktgewinn hauptsächlich zu verdanken hatten. Sie stürmten sofort auf ihren Torwart Armbrust zu und feierten ihn – auch Trainer Schmal herzte seinen Torwart (Foto unten).

Die Münchner Presse war sich einig: In der gezeigten Verfassung sei der FC 08 Villingen vom Abstieg genauso so weit entfernt wie die Münchner vom ersehnten Wiederaufstieg in die Bundesliga.  

Die Aufstellungen:

1860 München: Helmschrot – Kroth, Lex – Seelmann, Schmidt, Reichenberger – Metzger (48. Zahnleitner), Hiller, Purucker, Rebele, Weixler (81. Störzer).

FC 08 Villingen: Armbrust – Steffen, Schrodt – Gruler, Bockisch, Perusic – Hauke, Frommann, Rentschler, Eisenhardt, Schmidt (63. Strittmatter).