von Michael Eich

Zum 4. Advent und kurz vor Weihnachten erinnern wir mit Klaus Bockisch an eine echte FC 08-Legende. Unserem Verein war er über Jahre hinweg bis zu seinem Tod 2018 als Spieler und Trainer verbunden. Unvergesslich, wenn er unter frenetischen „Bockisch“-Rufen zu seinen gefährlichen Freistößen ansetzte. 

Geboren in Oberschlesien erlebte er seine Zeit als Jugendspieler beim Lüner SV. Dort wurde seine fußballerische Begabung schnell deutlich und als 20-Jähriger wechselte er 1959 zu Preußen Münster in die Oberliga West.  Klaus Bockisch erlebte dort 1963 den größten Erfolg der Clubgeschichte mit, denn der westfälische Traditionsverein avancierte zu einem der Gründungsmitglieder der neu geschaffenen Bundesliga. Und beim ersten Spiel trat Münster im überfüllten Preußenstadion vor 40.000 Zuschauern gegen Hamburger SV an. Mit dabei in der Startformation Mittelläufer Klaus Bockisch, der HSV-Nationalspieler Uwe Seeler bestens bewachte. Beide Teams trennten sich mit einem 1:1, doch am Ende der Runde stieg Münster aus der Bundesliga ab und nie mehr auf.

Weiter ging es für Bockisch und den Preußen in der Regionalliga West, für die er in den darauffolgenden drei Spielzeiten insgesamt 92 Begegnungen bestritt und fünf Tore erzielte. Dann hatte er ein sehr gutes Angebot von Alemannia Aachen auf dem Tisch. Der Wechsel scheiterte an den hohen Ablöseforderungen der Münsteraner. Bei Hertha BSC unterschrieb er schließlich einen Vorvertrag. Doch seine Frau Christa wollte nicht in die damals geteilte Stadt.

Kurios war es dann, wie er schließlich beim FC 08 landete, letztendlich ein echter Coup des damaligen ersten Vorsitzenden Ernst Baur. Ein Münsteraner hatte den Schützen in der Villinger Färberstraße gepachtet und stellte den Kontakt zwischen Baur und Bockisch her. Der damalige 1. 08-Vorsitzende ließ dann nicht locker, wählte sich die Finger wund, bis der ehemalige Bundesligaakteur schließlich zusagte. Von Vorteil war es, dass es Christa Bockisch in der Zähringerstadt gleich gefiel.

Es sollte der Auftakt zu einer Liaison werden, die über Jahrzehnte hielt. Der zweikampf-und kopfballstarke Bockisch avancierte mit seiner kompromisslosen Art gleich zu einem der Publikumslieblinge und Leistungsträger im Friedengrund. Hart gegen sich selbst und andere prägte er ab 1967 die große Ära des FC 08 in der zweithöchsten Spielklasse, der Regionalliga Süd, besonders mit. Gefürchtet waren vor allem auch seine Freistöße an der Strafraumgrenze. Von aufmunternden „Bockisch“-Rufen begleitet, legte der Abwehrhüne sich den Ball zurecht. Stets lag er auf dem Ventil. Dann nahm er Anlauf und zumeist wie an der Schnur gezogen sauste der scharf getretene Ball nicht selten ins Netz des gegnerischen Tores.

Bei den großen Spielen der 08er wie dem 2:0-Sieg beim Karlsruher SC in der Runde 1968/69 oder dem legendären 3:1-Sieg gegen die Offenbacher Kickers in der Saison 1969/70 zählte Bockisch stets zu den besten Akteuren auf dem Platz. Insgesamt brachte es der Mittelläufer für den FC 08 auf 142 Partien und neun Tore in der zweithöchsten Spielklasse.

Auch nach dem bitteren Regionalliga-Abstieg 1972 hielt der gelernte Bautechniker, der viele Jahre bei der Firma Seemann und später bei der Firma Götz & Meyer in Villingen arbeitete, dem FC 08 weiter die Treue. Das Team mit Trainer Anton Rudinski holte eins tiefer gleich auf Anhieb in der Schwarzwald-Bodensee-Liga die Meisterschaft. Im ersten Aufstiegsspiel zur sofortigen Rückkehr in die Zweitklassigkeit zuhause gegen den VfR Mannheim jagte Bockisch einen Elfmeter zum 1:1-Endstand in die Maschen. Beim 2:1-Erfolg in Ulm war er per Freistoß erfolgreich. In der letzten und entscheidenden Partie beim VfR Mannheim, die skandalträchtig und aufgrund eines unberechtigten Elfmeters mit 0:1 verloren ging, musste bei ihm nach einer Attacke von VfR-Akteur Hartmann eine Kopfwunde im Krankenhaus genäht werden.

Nach dem verpassten Wiederaufstieg beendete Bockisch im Alter von 34 Jahren seine aktive Laufbahn. Er blieb mit seiner Ehefrau Christa und Tochter Elke hoch über Villingen an der Sonnhalde 1 wohnen und trainierte anschließend den SC Schwenningen und den neu gegründeten BSV Schwenningen in der Schwarzwald-Bodensee-Liga. Sein weiterer Weg führte ihn aber wieder zum FC 08 zurück. Dort sprang er nach der Trennung von Coach Anton Rudinski während der Runde 1974/75 gemeinsam mit seinem Kumpel aus Regionalligazeiten Ivan Perusic beim FC 08 als Trainer ein und blieb es mehrere Spielzeiten. Bockisch stand dann aus Personalnot auch als spielender Trainer auf dem Platz, als die Nullachter sich 1976 mit einem 8:0-Kantersieg über den Offenburger FV am letzten Spieltag völlig überraschend noch die Meisterschaft in der ersten Amateurliga und damit die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga sicherten.

Im Jahre 1978 schaffte er mit seinem Team die Qualifikation zur neu gegründeten Oberliga Baden-Württemberg und wurde in der Saison 1978/79 von Günter Noel abgelöst. Doch wenn beim FC 08 Not am Mann war, kehrte Klaus Bockisch immer wieder zurück. So half er seinem alten Verein Anfang der 90er Jahre erneut gemeinsam mit Ivan Perusic zwei Mal aus der Patsche, als es beim Verbandsligisten erneut auf der Trainerbank klemmte.

Das Interesse am FC 08 verlor er nie, besuchte immer wieder Spiele im Friedengrund und informierte sich genau über das Geschehen in und um seinen langjährigen Verein. Als Klaus Bockisch im November 2018 im Alter von 79 Jahren starb, hatte der FC 08 eine seiner großen Legenden und Persönlichkeiten verloren, doch sein Name wird in der Vereinsgeschichte immer einen festen Platz behalten.

Titelfoto: Klaus Bockisch war auch beim Kopfball kaum zu bezwingen. (Quelle Archiv: Eich/Schroff)