von Michael Eich

Zu Beginn er zweiten Adventswoche gibt es wieder einen ganz besonderen Retro-Fußball-Leckerbissen im 08-Adventskalender: Als Dieter Baumanns im Jahre 1972 vom VfL Osnabrück zum eben aus der Regionalliga Süd abgestiegenen FC 08 Villingen wechselte, entpuppte er sich gleich als Glücksgriff. Schnell merkten die 08er: Baumanns war treffsicher – und das aus allen Lagen. 

Das war keine ganz große Überraschung, da er das Fußballspielen doch gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Klaus-Willi in der ambitionierten Nachwuchsabteilung von Borussia Mönchengladbach erlernt hatte. Die Talente wurden auch in der Saison 1967/68 von Trainer Hennes Weisweiler in den Profikader übernommen. Doch gegen die damals starke Konkurrenz mit Nationalspielern wie Günter Netzer, Berti Vogts, Herbert „Hacky“ Wimmer oder den Kremers-Zwillingen hatten die beiden einen ganz schweren Stand.

Während ihrer Bundeswehrzeit an der Ostsee spielten sie bei Holstein Kiel und wechselten dann zum VfL Osnabrück. Von den Westfalen aus führte der Weg von Dieter Baumanns gemeinsam mit seinem Teamkollegen Fritz Lehmann in den Friedengrund nach Villingen. Dort baute der neue Trainer Anton Rudinski gerade eine Mannschaft auf, die die sofortige Rückkehr in die zweithöchste Spielklasse schaffen sollte. Die neuformierte Elf entpuppte sich in der Schwarzwald-Bodensee-Liga ganz schnell als Meisterschaftsfavorit und der nicht groß gewachsene Dieter Baumanns als trickreicher, wendiger und technisch ganz starker Stürmer, der aus allen Lagen Tore erzielte.

Am Ende der Saison 1972/73 wurden die Nullachter nicht nur mit zwölf Punkten Vorsprung vor der SpVgg Lindau souverän Meister, sondern Dieter Baumanns mit 21 Treffern auch bester Torschütze des FC 08. Der Titelgewinn bedeutete, gemeinsam mit den Meistern der anderen drei baden-württembergischen Amateurligen, die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Süd, die für die 08er dramatisch verlaufen sollte.  Im entscheidenden letzten Spiel beim VfR Mannheim zog sich Dieter Baumanns in aufgeheizter Atmosphäre nach einem rüden Foul im ersten Durchgang, als er gegen die Barriere krachte, einen Bruch des Ellenbogens zu und musste ausgewechselt werden. Am Ende unterlagen die Nullachter nach einem skandalträchtigen Elfmeter kurz vor Schluss mit 0:1 und der VFR Mannheim stieg auf.

Auch in der nächsten Runde holte sich der FC 08 wieder den Meistertitel und Dieter Baumanns erneut gemeinsam mit seinem vor der Runde neu verpflichteten Sturmkollegen Jürgen Marek und 19 Treffern die FC 08-Torjägerkrone. Allerdings gab es aufgrund einer neuen Ligaeinteilung keine Aufstiegsrunde. Dieter Baumanns zog es zurück in die Heimat. Er wechselte nach der Spielzeit 1973/74 zu Alemannia Aachen und auch noch zum AS Eupen in Belgien, hielt aber noch lange Zeit den Kontakt nach Villingen aufrecht.

Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn betreute er kurzzeitig als Trainer den Landesligisten Fortuna Mönchengladbach. Bei diesem Verein spielte er auch noch lange in der Altherrenmannschaft mit. In den 1980er Jahren eröffnete er in seiner Heimatstadt Mönchengladbach eine Gastwirtschaft, wurde Fortuna-Platzwart und auch Vereinsheimwirt. Dieter Baumanns verstarb vergangenen Monat am 5. November nach langer schwerer Krankheit im Alter von 75 Jahren. Bis zum Schluss war er dem Fußball verbunden geblieben. Auch beim FC 08 wird er immer seinen Platz in der Vereinsgeschichte haben.

Zu den Fotos:

Foto ganz oben: Stürmer Dieter Baumanns (links) beim Aufstiegsspiel gegen den VfR Mannheim (1:1) im Jahre 1973.

Foto ganz unten: Dieter Baumanns (sitzend Vierter von links) gehörte zur Meisterelf 1972/73.

Foto unten: Bei einem Besuch im einstigen Villinger „Fässle“ im Riet traf sich Dieter Baumanns (Mitte) 1980 mit den ehemaligen 08-Spielern Dieter Steffen (links) und Hannes Frey (rechts). Hinten bedient Fässle-Wirt Friedhelm „Fred“ Swienty.