Diese Niederlage war für den FC 08 eine der bittersten in dieser Saison. Trotz einer kämpferischen und emotionalen Aufholjagd und einem zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich sowie einer Überzahlsituation in der 2. Halbzeit verlor der FC 08 Villingen gegen einen abgezockten SGV Freiberg am Ende unglücklich mit 2:4. Gästetrainer Roland Seitz sorgte anschließend in der Pressekonferenz für Irritationen mit einer völlig unangemessenen und unberechtigten Schiedsrichter-Schelte.
In der 1. Halbzeit sah es lange Zeit nicht danach aus, als könnte der FC 08 an diesem Tag mit dem stark eingeschätzten SGV Freiberg mithalten. Die Freiberger hatten zumeist Ballbesitz, konnten in aller Ruhe aus der eigenen Hälfte aufbauen. Die tief stehenden Villinger konnten zunächst vor allem die brandgefährlichen Angriffe über die linke Freiberger Seite nicht verhindern. In der ersten halben Stunde kamen die 08er kaum aus der eigenen Hälfe. Kevin Ehmann musste einige Paraden zeigen. Die größte Chance für die Freiberger hatte Luca Stellwagen, der in der 8. Minute über Links durchgebrochen war und eine Mischung aus Flanke und Schuss kreierte. Der Ball zischte am Villinger Pfosten vorbei. Ansonsten waren Großchancen aber trotz der großen Freiberger Überlegenheit eher Mangelware. Nach einer guten halben Stunde spielten die 08er sich endlich zur Freude der allermeisten der 912 Zuschauer in der MS Technologie-Arena etwas frei. Und der FC 08 kam nun auch zu guten Chance. Mokhtar Boulachab schickte einmal Torjäger Marcel Sökler, der aus ungünstigem Winkel den Ball ans Außennetz setze. Kurz darauf bediente Antreiber Tefvik Ceylan (Foto: Marc Eich) Kapitän Nico Tadic, der es gegen die Laufrichtung von Torhüter Michael Gelt probierte. Doch dieser war auf dem Posten und fing den Ball sicher.
Ausgerechnet in dieser Villinger Druckphase fiel das 0:1. Einen unnötigen Ballverlust im Spielaufbau nutzten die Freiberger eiskalt aus. Der Libanese El-Helwe steckte den Ball geschickt durch zu Gal Grobelnik durch, der sehenswert nach einer Täuschung FC 08-Torhüter Kevin Ehmann zum Führungstreffer der Gäste überlupfte.
Die schwarz-weißen Anhänger gingen dennoch mit etwas Hoffnung in die 2. Halbzeit. Diese aber begann mit einer eiskalten Dusche für die Gastgeber. Die 08er waren diesmal auf ihrer linken Seite viel zu offen. Linus Welk passte präzise auf Domenico Alberico, der mühelos zum 0:2 vollendete. Dieser Treffer fiel zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Doch nun schüttelten sich die Villinger und holten umgehend zum Gegenschlag aus. Mokhtar Boulachab, der nun in die Offensive gerückt war, hatte sehr viel Platz auf der rechten Seite, wartete lange mit der flachen Hereingabe und fand offenbar das perfekte Timing. Torjäger Marcel Sökler vollstreckte in der Mitte eiskalt zum umjubelten 1:2-Anschlusstreffer. Kurz darauf ein weiterer herber Rückschlag für die Gäste. Der bereits mit Gelb belastete Verteidiger Nico Moos verhinderte einen Pass in die Spitze mit dem Arm. Der sehr gut leitende Schiedsrichter Michael Gentner blieb keine andere Wahl, als Gelb-Rot zu zeigen. Fortan spielte Freiberg nur noch zu zehnt. In der 77. Minute verarbeitete Marcel Sökler eine Hereingabe von Angelo Rinaldi im Strafraum perfekt und erzielte im Fallen gegen zwei Gegenspieler mit Links das 2:2. Jetzt tobte die MS Technologie-Arena vor Begeisterung und hoffte noch auf mehr als ein Remis.
Doch das Gegenteil war der Fall. Der FC 08 zeigte sich in Überzahl zu wenig fokussiert in der Defensive und ließ zwei völlig unnötige Eckbälle zu. FC 08-Trainer Adam Adamos hatte noch vor der Standardstärke der Freiberger gewarnt. Nach dem zweiten Eckball verlor der ansonsten gute Enrico Krieger das Duell gegen den abgezockten ehemaligen Zweitligaspieler Pisot, der zum 2:3 in der 85. Minute einköpfte. Und statt eines Aufbäumens der 08er gab es leider noch einen weiteren schweren Defensivpatzer. Ein zu kurz geratener Querpass des ansonsten ebenfalls guten Osmicic landete bei den Freibergern. Josef Maroudis war auf und davon und ließ Kevin Ehmann beim 2:4 keine Chance. Am Ende blieb die Erkenntis, dass man gegen einen sehr starken Gegner zwar zunächst die Wende geschafft hatte, am Ende aber wegen zu gravierender individueller Fehler ein enges Spiel unverdient verlor.
Für etwas Irritationen sorgte nach der Partie Gästetrainer Roland Seitz, der sich über Schiedsrichter Gentner in der Pressekonferenz wie folgt äußerte:
„Ich glaube, heute war es sein zweites Regionalliga-Spiel. Was er aber heute mit seinem Gespann geleistet hat, war einfach nicht in Ordnung. Wenn irgendwann die Tabelle nicht mehr stimmt und wir Trainer gehen müssen, weil wir vielleicht das eine oder andere Mal verschaukelt wurden, dann interessiert das keinen mehr.“
Diese Reaktion stieß nicht nur beim Publikum in der TR Electronic-Lounge und in der FC 08-Gaststätte auf großes Unverständnis, sondern auch bei FC 08-Pressesprecher Alexander Rieckhoff, der das Spiel gemeinsam mit seinem Sohn Fabian im Livestream kommentiert hatte. Er vertrat auch nach mehrmaliger Ansicht der Fernsehbilder die Auffassung, „dass der Schiedsrichter bei allen strittigen Szenen richtig lag.“ Mehr noch: Bei einer Rudelbildung in der 2. Halbzeit drückte der Schiedsrichter sogar ein Auge zu, als Stellwagen mit einem Griff an die Gurgel von Boulachab doch sehr nah am Rande einer Tätlichkeit war. Und El-Helwe hätte bereits mit Gelb belastet nach einem Foul von hinten in der 1. Halbzeit schon Gelb-Rot sehen können. Die Freiberger wurden vom Schiedsrichtergespann also alles anderes als benachteiligt. Die Villinger wiederum beklagten sich nicht über diese beiden strittigen Szenen.
FC 08-Cheftrainer Adam Adamos kommentierte die Partie anschießend wie folgt:
„In den ersten 30, 35 Minuten hatten wir keinen guten Zugriff, da hatten wir auch Glück, dass Freiberg nicht in Führung geht. Wir haben uns dann aber zurückgekämpft, hatten auch ein, zwei Abschlüsse aus der zweiten Reihe. Das Timing beim 0:1 kurz vor dem Halbzeitpfiff tut einfach weh. Nach dem 0:2-Rückstand kommen wir mit einer bemerkenswerten Energieleitung zurück. Dazu kommt noch der Platzverweis, der uns in die Karten spielt. Dann müssen wir einfach cleverer agieren. Das Team hat gewusst, dass Freiberg mit die beste Standardsituation-Mannschaft besitzt. Es kann nicht sein, dass wir gegen gegen zehn Mann nach einem Standard das 2:3 kassieren. Schon alleine die Entstehung davor und die Ecke darf nicht passieren. Wir müssen diese individuellen Fehler schleunigst abstellen. Solche Fehler werden in der Regionalliga gnadenlos bestraft. Wir bekommen zu leichte Gegentore. Wir müssen cleverer und klarer im Kopf sein.“
FC 08 Villingen: Kevin Ehmann, Angelo Rinaldi (80. Karlo Kuranyi), Tevfik Ceylan, Nico Tadic (70. Ergi Alihoxha), Marcel Sökler, Christian Derflinger (46. Enrico Krieger), Admir Osmicic, Samet Yilmaz, Georgios Pintidis (89. Dominik Emminger), Ivo Colic, Mokhtar Boulachab (70. Luis Dettling).
Tore: 0:1 (45.) Gal Grobelnik, 0:2 (48.) Domenico Alberico, 1:2 (50.) Marcel Sökler, 2:2 (77.) Marcel Sökler, 2:3 (85.) David Pisot.
Schiedsrichter: Dominik Gentner. Zuschauer: 912.
Und hier der zusammgengeschnittene Spielberichbericht mit den Kommentatoren Fabian und Alexander Rieckhoff
Und hier noch ein paar Eindrücke der hart umkämpften Partie von unserem Club-Fotografen: Marc Eich: