Von Michael Eich
Beim FC 08 herrschte am Samstag nur gedämpfte Freude über den wichtigen 2:0-Sieg beim SV Oberachern. Noch während der Begegnung erreichte die Nullachter in der zweiten Halbzeit die Meldung über den Tod von Werner Felgenhauer. Sein Sohn Markus saß als Betreuer mit auf der 08-Bank und verkündete die traurige Nachricht. Deshalb ging es nach dem Abpfiff auf dem Spielfeld auch sehr emotional zu.
Im obligatorischen Spielerkreis wirkte die Stimmung dann ebenso sehr bedrückt. Mit einem „Danke Werner“, stand bei 08-Coach Mario Klotz in der Pressekonferenz zunächst einmal auch das Ableben der großen 08-Legende im Vordergrund. Der langjährige Betreuer, Torwarttrainer und Spieler starb im Alter von 74 Jahren nach schwerer Krankheit. Mit ihm verliert der Traditionsverein eine Persönlichkeit, die sich große Verdienste erworben hat. Er wurde über ganz viele Jahre hinweg zu einer der wichtigsten Personen hinter den Kulissen. Im Jahre 2009 zeichnete ihn der Verein auch mit der Goldenen Ehrennadel aus.
Dem Fußballsport verbunden war Felgenhauer seit seiner Kindheit am Bodensee. Bei seinem Heimatverein VfR Stockach hütete er bereits mit 17 Jahren das Tor der ersten Mannschaft. Er wechselte dann zum ambitionierten FC Radolfzell, wo er den Aufstieg in die 1. Amateurliga Südbaden, der damals dritthöchsten Spielklasse, miterlebte. Besonders stolz machte ihn bis heute ein einmaliger Rekord. In einer Saison parierte er gleich 14 Strafstöße. Rudi Kargus, der damalige Keeper des Hamburger SV, hatte lediglich 13 Elfer gehalten und schon titelte die Bildzeitung: „Felgenhauer besser als Kargus“.
Kein Wunder holte ihn der damalige 08-Coach Klaus Bockisch 1976 zum FC 08 Villingen, wo eine Ära begann. Zu den sportlichen Höhepunkten seiner Karriere zählte Felgenhauer trotz einer 0:6-Niederlage das DFB-Pokalspiel der Nullachter 1979 im Volksparkstadion beim Hamburger SV, wo er großartige Paraden zeigte. Seine Laufbahn musste der ehrgeizige Keeper allerdings ein Jahr später aufgrund schwerer Knieprobleme beenden.
Dem FC 08 blieb er aber weiter verbunden und wurde zum Glücksfall, als ihn 1992 der damalige Spielerobmann Alfred Schmidt zunächst als Torwarttrainer reaktivierte. Im Laufe der Jahre engagierte sich Werner Felgenhauer auch mit Unterstützung seines Sohnes Markus immer mehr beim FC 08. Kein Weg war ihm für den Verein und vor allem die Spieler zu weit. Er kümmerte sich um Bälle, Trainingskleidung und Trikots. Vor allem der einwandfreie Zustand der Kabinen wurde für ihn ein wichtiges Anliegen, für das er schon einmal laut werden konnte. Ebenso, wenn jemand unbefugt auf seinem „heiligen“ Stadionrasen herumkickte. Stets war er bemüht, die Spieler bei den Auswärtsfahrten mit Lunchpaketen lecker zu verpflegen. In den ganzen Jahren beim FC 08 lernte der frühere Bezirksleiter einer Reinigungsfirma viele Trainer kennen und auch schätzen, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Denn stets konnte man sich auf „Felge“ verlassen.
Als Belohnung für sein unermüdliches Engagement zeichnete ihn der Südbadische Fußballverband 2022 im Rahmen der DFB-Aktion zum Ehrenamt für vorbildliche ehrenamtliche Leistungen im Fußballsport aus. Gleichzeitig war er dadurch ein Jahr lang Mitglied im „Club 100“ des Deutsches Fußballbundes. Besonders stolz machte ihn dann auch der Besuch der DFB-Ehrungsgala gemeinsam mit seiner Ehefrau Brigitte und ganz viel Fußball-Prominenz in München, verbunden mit dem Besuch des Länderspiels gegen England.
Nach dem Gewinn des südbadischen Pokals in Bahlingen gegen den Freiburger FC übergab Werner Felgenhauer vor zwei Jahren voller Emotionen sein Amt in die Hände seines Sohnes Markus. Doch bis zuletzt ließ er sich nach Möglichkeit kein Heimspiel seines geliebten FC 08 entgehen. Sein Platz in der MS Technologie-Arena blieb auf einem ebenfalls legendären Stuhl neben dem Eingang zum Kabinentrakt, der über Jahre hinweg sein Refugium gewesen war.
Besonders tragisch ist es, dass Herzblut-Nullachter Werner Felgenhauer jetzt das Ende einer der wahrscheinlich erfolgreichsten Spielzeiten des FC 08 in den vergangenen Jahrzehnten nicht mehr miterleben darf. Das Mitgefühl des FC 08 gilt seiner Ehefrau Brigitte und seinen vier Kindern Sonja, Markus, Diana und Daniel mit ihren Familien. Wir werden unserem „Felge“ stets ein besonders ehrendes Andenken bewahren und ihn arg vermissen.
Die Trauerfeier und Urnenbeisetzung findet am Freitag, 7. Juni, um 14:30 Uhr auf dem Villinger Friedhof statt. Die Familie bittet von Beileidsbekundungen auf dem Friedhof Abstand zu nehmen.
Und hier einige Impressionen aus der FC 08-Karriere unseres leider mit 74 Jahren verstorbenen Werner Felgenhauers: