Mustafa Fatiras kurz bevor er das 2:0 aus einem Getümmel heraus erzielt. Foto: Roland Sigwart. 

Der FC 08 Villingen verspielt gegen den SC Freiburg II eine 2:0-Führung und verliert nach umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen am Ende unglücklich mit 2:5 vor 1.181 Zuschauern in der MS Technologie-Arena.

Eines war schnell klar, als man einen Blick auf die Aufstellung an diesem Spieltag warf. Der SC Freiburg II war mit einer ganz anderen Mannschaft unterwegs als zuletzt bei der 1:5-Heimschlappe gegen die TSG Hoffenheim II. Auf sage und schreibe acht Positionen waren die Breisgauer verändert. Und einige Spieler, die zuletzt noch im Bundesliga-Kader standen, waren nun in der Startelf.
Dies ließ die Villinger dennoch zunächst unbeeindruckt. Zwar zeigten die jungen Freiburger von Anfang an ihre gute Spielanlage. Doch mit einem schnellen Umschaltspiel zeigten sich die Gastgeber an diesem Spieltag zunächst extrem effektiv. Bereits in der zweiten Minute drang Routinier Tevfik Ceylan über links in den Strafraum ein und zog in seiner unwiderstehlichen Art à la Arjen Robben ab. Der stramme Linksschuss ging an den Innenpfosten und dann ins Tor: 1:0.
Danach drehte Freiburg spielerisch auf, ohne jedoch zu ernsthaften Gelegenheiten zu kommen. Die 08er hingegen waren sehr konzentriert und kompakt gegen den Ball und blieben zudem in den Umschaltmomenten brandgefährlich. Als sich in der 19. Minute Freiburgs Torhüter Jantunen gegen den heranstürmenden Santoro gewaltig verschätzte, stand dieser plötzlich vor dem leeren Tor. Doch sein Schuss geriet zu unplatziert und konnte noch vor der Torlinie von einem Freiburger geklärt werden. Der anschließende Eckball führte dann allerdings schon zum umjubelten 2:0. Mustafa Fatiras, der an diesem Tag von Anfang an eine Chance bekam, reagierte im Getümmel vor dem Tor am schnellsten und erzielte eiskalt das 2:0 (Foto: Roland Sigwart).

Sah man bis dahin extrem aggressive und gut gegen den Ball arbeitende Gastgeber, war dies in der 27. Minute leider nicht der Fall. Die Villinger ließen die jungen SC-Profis zu sehr ins Spiel kommen, standen in diesem Moment zu weit weg von Ball und Gegner. Ein langer Pass konnte von Fatiras per Kopf nicht ausreichend bereinigt werden, landete beim am Strafraum völlig freistehenden Wiklöf, der sich den Ball noch zurechtlegen konnte, ehe er er ihn trocken und flach neben dem Innenpfosten platzierte. 2:1. Wachgerüttelt von diesem unnötigen Gegentor waren die Villinger wieder im Spiel, auch wenn die Gäste nach wie vor leichte Vorteile hatten. Catak hätte in der 38. Minute fast das 2:2 per Kopf erzielt. Doch Andrea Hoxha parierte glänzend.

Die 1.181 Zuschauer gingen hoffnungsfroh in die 2. Halbzeit, die allerdings mit einer eiskalten Dusche begann. Die Villinger zeigten sich beim 2:2 in der 47. Minute leider nicht konzentriert und kompromisslos genug in der Defensive. „Die Zuordnung stimmt nicht“, kommentierte die langjährige FC 08-Legende Tobias Weißhaar im Livestream-Kommentar. Nach einer Flanke erzielte Steinmann völlig freistehend und unhaltbar von der Strafraumgrenze den 2:2-Ausgleich.

Immerhin zeigten sich die Villinger davon wenig geschockt und hielten das Spiel danach weiterhin sehr offen, hatten sogar eine Drangphase. Dann die entscheidenden Minuten des Spiels. In der 61. Minute stürmte Santoro durch die Mitte, um eine Flanke zu erreichen. Er wurde jedoch von einem Freiburger kurz vor dem Strafraum von hinten gekreuzt und für alle ersichtlich in die Hacken geschlagen. Schiedsrichter Mika Forster, der leider in der 2. Halbzeit der schwächste Mann auf dem Platz war, ließ völlig unverständlicherweise weiterspielen anstatt auf einen fälligen Freistoß an der Strafraumgrenze zu entscheiden und den dann in letzter Konsequenz ebenfalls fälligen Platzverweis auszusprechen.

Anders sah es in der 70. Minute auf der Gegenseite aus. Nach einem Freistoß konnte Tim Zölle den Ball nicht entscheidend klären. Er sprang direkt vor die Füße von Ruben Müller, der den Ball über die Latte jagte. Erst als die Aktion vorbei war, prallte Tim Zölle in den Gegner. Doch Schiedsrichter Förster entschied dennoch zum Ärger der Villinger auf Strafstoß. Der hochtalentierte Yann Sturm ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen und Andrea Hoxha beim Strafstoß nicht die geringste Chance.

Danach hatte Freiburg einfaches Spiel. Die Villinger mussten die Räume öffnen und waren anfälliger für Konter. Bei solch einem hätte es wenig später nun zwingend einen Foulelfmeter für die Gäste geben müssen. Doch der sehr gut postierte Schiedsrichter Förster ließ unter dem Gelächter der Villinger Zuschauer weiterlaufen. Es roch geradezu nach einer Konzessionsentscheidung, die den Villingern zu diesem Zeitpunkt allerdings herzlich wenig nutzte, da der Spielverlauf aufgrund der vorherigen Entscheidung zu diesem Zeitpunkt bereits entscheidend beeinflusst wurde.

Gegen aufgerückte 08er stürmte der pfeilschnelle Amegnaglo in der 85. Minute von Halblinks aufs Villinger Tor zu und erzielte das vorentscheidende 2:4. Beim 2:5 ließen die Freiburger Marke Kabinettstückchen ihre spielerische Klasse aufblitzen. Yann Sturm erzielte das natürlich keineswegs mehr dem Spielverlauf entsprechende 2:5 in der 88. Minute.

FC 08-Cheftrainer Mario Klotz kommentierte die 2:5-Niederlage anschließend wie folgt:
„Wir sind in dieses Spiel und wollten unbedingt ein anderes Bild zeigen als letztes Wochenende. Das ist uns gegen eine spielstarke Freiburger Mannschaft in der Anfangsphase auch sehr gut gelungen. Wir standen sehr kompakt und stabil, wollten dann die Umschaltmomente nutzen. Dies ging auf und wir machen frühzeitig das 1:0 und können das 2:0 nachlegen. Zur Pause führen wir mit 2:1. Das 2:2 ist natürlich ärgerlich, da wir genau solche Szenen intensiv besprochen haben: Die Mann-gegen-Mann-Verteidigung im eigenen 16er. Hier sind wir zu weit weg und müssen diese Unkonzentriertheiten unbedingt abstellen. Nichtsdestotrotz haben wir dann wieder eine Drangphase. Eine spielentscheidende Szene war mit Sicherheit, als Flavio Santoro zentral am 16er einläuft, auf die Flanke wartet und er dann klar von hinten gefoult wird. Es erfolgte zur Überraschung aller kein Pfiff. Auf der anderen Seite bekommen wir jedoch dann einen Elfmeter reingepfiffen, der zum Gegentor führt und den Spielverlauf entscheidend beeinflusst. Das ist extrem ärgerlich – insbesondere in dieser guten Phase von uns.
Durch den Rückstand mussten wir die Räume dann öffnen. Freiburg hat dann so die Möglichkeit, ihre beeindruckende individuelle Qualität an den Tag zu legen. Das Ergebnis ist natürlich am Ende sehr hart. Das war heute aber im Vergleich zum vergangenen Wochenende definitiv eine andere Leistung. Wir werden auch dieses Spiel aufarbeiten, nehmen aber durchaus auch die positiven Dinge heute mit.“

FC 08 Villingen: Hoxha, Krieger (57. Albrecht), Zölle, Fatiras, Rinaldi, Ceylan (57. Yilmaz), Colic, Alihoxha, Derflinger (72. Kuranyi), Santoro (84. Emminger), Sökler.

SC Freiburg II: Jantunen, Robin Müller, Rüdlin, Pellegrino (76. Amegnaglo), Manzambi, Catak (64. Bouebari), Schmidt (64. Fetsch), Steinmann (89. Ketterer), Atemkeng, Wiklöf (76. Marino), Sturm.

Tore:1:0 Ceylan (2.), 2:0 Fatiras (20), 2:1 Wiklöf (27.), 2:2 Steinmann (47.), 2:3 Sturm (71., Elfmeter), 2:4 Amegnaglo (85.), 2:5 Sturm (88.).

Schiedsrichter: Mika Forster (Flehingen). Zuschauer: 1181.

Und hier der Spielbericht mit dem Livekommentar von Stefan Ummenhofer und der FC 08-Spielerlegende Tobias Weißhaar:

Und hier noch ein paar fotografische Eindrück vom hart umkämpften Südbaden-Derby zwischen dem FC 08 Villingen und dem SC Freiburg II von Fotograf Roland Sigwart: