Der FC 08 Villingen mit seinem neuen Cheftrainer Steffen Breinlinger punktet zum ersten Mal, nachdem man zuvor in zehn Regionalliga-Spielen in Folge leer ausgegangen war. Die meisten der 554 Zuschauer in der MS Technologie-Arena feierten das 3:3 und eine Riesenmoral der Villinger Spieler gegen den FC 08 Homburg fast so wie einen Sieg.
Bei den Homburgern hingegen herrschte nach dem späten Ausgleichstreffer durch die Schwarzwälder überaus angespannte Stimmung. Die rund 50 mitgereisten Fans zitierten die Mannschaft an den Zaun des Gästesektors. Zwei Tage danach stellte der FC Homburg dann seinen sportlichen Leiter Helmut Gerstung aufgrund der sportlichen Negativ-Entwicklung frei.
Dabei hatte das Spiel für die Villinger alles andere als gut begonnen. Der FC Homburg war von Anfang an das spielbestimmende Team in der MS Technologie-Arena und erspielte sich auch eine Reihe von guten Gelegenheiten. Die erste Großchance besaß Markus Mendler, doch Villingens wieder mal starker Keeper Marius Kaiser parierte glänzend in der 13. Minute. Nachdem Gouras in der 15. Minute die Führung noch verpasste, machte es Anspach in der 17. Minute besser und verwertete einen Steckpass gegen den chancenlosen Villinger Torhüter Kaiser zum 0:1. Die Villinger Innenverteidigung machte dabei keine gute Figur.
Homburg blieb weiter am Drücker und bestimmte weiterhin das Spiel, auch wenn Karlo Kuranyi in der 21. Minute bei einem Umschaltmoment von Halbrechts die große Chance zum Ausgleich hatte – ein Pass auf den besser postierten Marcel Sökler in der Mitte wäre wahrscheinlich die bessere Lösung gewesen. Denn Lukas Hoffmann im Tor der Homburger hielt souverän. Dann der nächste Rückschlag für die Villinger. In der 24. Minute waren die Abstände in der Hintermannschaft der Gastgeber zu groß. Homburg spielte sich über Links zu leicht durch und Gouras verwandelte in der Mitte per Direktabnahme zum 0:2. Jetzt musste man fast schon befürchten, die Villinger würden hier im eigenen Stadion noch eine Packung bekommen.
Doch mitnichten. Die Gastgeber wurden nun mutiger. Christian Derflinger zirkelte mit seinem feinen Fuß einen Freistoß brandgefährlich in Richtung Strafraum. Der Ball kam zurück zu Eduard Heckmann, der den Ball beherzt ins Homburger Tor einnetzte. Hoffmann war noch mit den Fingerspitzen dran, aber der Abschluss war einfach zu gut. Jetzt kamen die Villinger besser ins Spiel – bis es in der Nachspielzeit der 1. Halbzeit den nächsten Rückschlag setze. Die Schwarzwälder bekamen den Ball einfach nicht aus der Gefahrenzone. Ein weiterer Homburger Angriff rollte über die linke Seite und fand mit Hummel einen Verwerter, der mit einem sehenswerten Flugkopfball zum 1:3 glänzte. Dieser Treffer fiel aus Villinger Sicht zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.
Zwar kam der heimische FC 08 nach der Pause wieder sehr engagiert aus der Kabine. Doch Homburg machte es jetzt clever, kontrollierte bis zur Mitte der 2. Halbzeit das Spiel, ohne selbst noch viele Torchancen zu kreieren. Einzig Markus Mendler hatte die Riesengelegenheit zum 1:4, doch Marius Kaiser parierte abermals glänzend und hielt seine Mannschaft im Spiel. Auf der Gegenseite setzte Villingens Innenverteidiger Tim Zölle einen Kopfball an den Pfosten. Ein Treffer mit Signalwirkung. Denn der FC 08 Villingen wurde nun wieder stärker. Fabio Liserra zeigte bei einem Kopfball am langen Homburger Pfosten ein perfektes Timing und überwand Lukas Hoffmann zum 2:3 in der 70. Minute.
Nun wurde es ein richtig spektakuläres und spannendes Spiel. Die Villinger kämpften und ackerten und liefen immer und immer wieder gegen das Tor des FC Homburg an. Enrico Krieger (71. Minute) und Marcel Sökler (81.) hätten den längst fälligen Ausgleich schon besorgen können. Dann ein Aufschrei im Stadion. Samet Yilmaz ging nach einem Schubser eines Homburgers im Strafraum der Gäste etwas zeitverzögert zu Boden. Schiedsrichter Genthner entschied, dass die Szene nicht Elfmeter-würdig war. Die Villinger ließen sich davon nicht beeindrucken, glaubten weiterhin an den Ausgleichstreffer. In der 86. Minute tobte die MS Technologie-Arena wie schon lange nicht mehr. Nach einem Eckball verwandelte Fabio Liserra sehenswert direkt mit einem satten Schuss zum 3:3-Ausgleich und erzielte damit nicht nur seine ersten beiden Regionalliga-Treffer, sondern schnürte gleichzeitig ein Doppelpack.
In der Schlussphase hatten beide Mannschaften noch jeweils eine Großchance zum Siegtreffer. Einmal tauchte Samet Yilmaz brandgefährlich in der 90. Minute vor dem Tor von Lukas Hoffmann auf, brachte den Ball aber nicht in den Homburger Maschen unter. Dann setzte Homburgs eingewechselter Stürmer Kalajdzic einen Kopfball aus kurzer Distanz unbedrängt und fahrlässig neben den Pfosten. Doch ein Sieg der Gäste wäre nach diesem Spielverlauf alles andere als verdient gewesen. Am Ende feierten die heimischen Fans und die Mannschaft von Trainer Steffen Breinlinger diesen Punktgewinn wie einen moralischen Sieg. Es war auf jeden Fall eine Leistung, auf der man die nächsten Spiele aufbauen kann.
Am Ende gab es noch völlig unverständlicherweise beim letzten Eckball der Homburger eine Aufregung und Kartenfestival von Schiedsrichter Genthner im Villinger Strafraum. Es gab zwar Gerangel bei der letzten Spielszene, aber doch nicht so, dass man derart durchgreifen musste. Schiri Genthner ließ dabei Fingerspitzengefühl vermissen und zeigte Villingens Ergi Alihoxha sogar die rote Karte wegen einer angeblichen Tätlichkeit. Dabei hatte Alihoxha einen Gegenspieler nur sanft im Gesicht berührt.
Villingens Cheftrainer: Steffen Breinlinger kommentierte den Punktgewinn anschließend wie folgt:
„In der 1. Halbzeit haben wir viel Probleme mit langen Bällen hinter die Kette gehabt. Die Gegentore haben wir nicht gut durchverteidigt. Das war so ein bisschen der Schlendrian aus den vergangenen Spielen, den wir drin hatten. Das haben wir in der Halbzeitpause angesprochen und haben darauf aufgebaut, was wir schon in der 2. Halbzeit gegen Bahlingen gezeigt haben. Wir haben dann einen athletischen und mutigen Fußball gezeigt. Ich hatte auch den Eindruck, dass Homburg einen Tick weniger gemacht hat. Wir kamen dann über Standards zurück. Und du kannst dann so ein Spiel drehen. Unterm Strich sind wir sehr froh über diesen Punkt. Und ich als Trainer bin auch froh über die Entwicklung der Mannschaft. Unabhängig vom Ergebnis ging es auch darum, das Ganze perspektivisch zu sehen. Auch wenn wir heute den Punkt nicht geholt hätten: Wichtig war, dass man sieht, dass wir einige Dinge jetzt besser machen und angepasst haben. Nun können wir zuversichtlich in die nächsten Spiele gehen. Unabhängig vom Ergebnis und von Personalien geht es jetzt darum, dass wir eine Art Fußball entwickeln über die Zeit – egal ob für die Regionalliga oder Oberliga, wahrscheinlich sogar Oberliga. Darauf legen wir jetzt den Fokus.“
FC 08 Villingen: Kaiser, Krieger, Liserra, Zölle, Boulachab (90. + 2 Osmicic), Heckmann (54. Albrecht), Cristilli (46. Brändle), Derflinger (69. Alihoxha), Yilmaz, Kuranyi (69. Kulu), Sökler.
FC Homburg: Hoffmann, Kirchhoff, Jansen, Mendler, Hummel (65. Schmidt), Anspach, Steinmetz (65. Kalajdzic), Gouras (79. Jörg), Ristl (79. Kober), Littmann, Steinhart.
Tore: 0:1 Anspach (17.), 0:2 Gouras (24.), 1:2 Heckmann (35.), 1:3 Hummel (45.), 2:3 Liserra (70.), 3:3 Liserra (86.).
Schiedsrichter: Dominik Genthner (Dossenheim). Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Alihoxha wegen einer angeblichen Tätlichkeit (90.+2). Zuschauer: 554.
Und hier noch einige schöne Eindrück vom couragierten Auftritt unserer Villinger Mannschaft von unserem FC 08-Clubfotografen Marc Eich:
- Christian Derflinger (rechts) zeigte kämpferisch wie spielerisch eine sehr gute Leistung
- Karlo Kuranyi (links) zeigte eine engagierte Leistung nach seiner Einwechslung.
- Enrico Krieg (links) war wieder ein Vorbild an Einsatz.