Gerd Klier kam 1968 nach Villingen und wurde zweimal Torschützenkönig der damals zweitklassigen Regionalliga Süd und avancierte damit zum Publikumsliebling.
Quelle / Copyright: Archiv FC 08 Villingen / Herbert Schroff
3. Adventstürchen: 45 Tore von Gerd Klier
Von Alexander Rieckhoff
Er war für den FC 08 Villingen das, was man gemeinhin einen Glücksgriff nennt. Der damals 24-jährige „Innenstürmer“ Gerd Klier wurde für die Regionalligasaison 1968/69 in den Schwarzwald geholt. Er kam von der renommierten Fortuna Düsseldorf.
„Auf einmal war Villingen da, wie aus heiterem Himmel“, erinnerte sich der mittlerweile leider verstorbene Klier zum 100-jährigen Vereinsjubiläum 2008 noch an das Angebot des FC 08. Was konnte einem Regionalstürmer der Extraklasse dazu bewegen, von einem Bundesligaabsteiger in die Fußballprovinz zu wechseln? „Ich war ja zuvor schon beim Freiburger FC gewesen. Ich mochte den Schwarzwald“, lautete Kliers Antwort. Weder Gerd Klier noch der FC 08 sollten diese Wahl bereuen. Der trickreiche Mittelstürmer traf in zwei Spielzeiten insgesamt sage und schreibe 45 Mal, wurde mit 23 und 22 Treffern jeweils Torschützenkönig der Regionalliga Süd. Als der FC 08 gegen den Hamburger SV im DFB-Pokal verlor (siehe 1. Adventstürchen),erzielte den 1:3-Anschlusstreffer natürlich der Tor-Garant Klier. Aber nicht deshalb holte ihn dann der HSV. Die Hanseaten hatten schon zuvor ein Auge auf den flinken Stürmer geworfen. „Das Angebot war verlockend, da konnte ich nicht nein sagen. Sonst wäre ich sehr gerne in Villingen geblieben.“ Denn vor allem das Publikum hatte es Klier angetan: „Villinge‘ isch ä Narrestadt“, sagte Klier schmunzelnd in dem 2008er-Interview mit dem heutigen FC 08-Pressesprecher Alexander Rieckhoff. „Villingen ist ein bisschen wie Mainz. Die Mentalität von der Fasnet haben die Villinger Zuschauer auch beim Spiel reingebracht.“ Aber nicht nur das begeisterungsfähige Villinger Publikum wusste Klier zu schätzen, sondern auch das Friedengrundstadion: „Das war sehr fußballerisch. Im Mösle in Freiburg lag noch die Aschenbahn dazwischen. In Villingen nicht, da war immer Stimmung.“
Nur eines war für den Rheingauer Klier im Schwarzwald sehr gewöhnungsbedürftig: „Wir haben in Villingen manchmal vier Monate Schnee gehabt. Das war schon eine Umstellung, beim dem Wetter zu spielen. Auch wenn der Platz immer gut präpariert worden ist.“
In Villingen war Klier der unangefochtene Mittelstürmer, in Hamburg musste er auf die rechte Seite weichen und für Uwe Seeler Bälle auflegen. Trotzdem traf er in seiner ersten und letzten Bundesligasaison viermal. Obwohl er noch ein Jahr Vertrag in Hamburg hatte, verließ Klier danach den HSV und ging zum FSV Mainz 05. Nicht aus sportlichen Gründen, sondern weil er schlicht und einfach Heimweh hatte. Der Vater von zwei Töchtern baute das Elternhaus in Oestrich-Winkel um und spielte künftig für die Nullfünfer in der Regionalliga Südwest und in der 2. Bundesliga Süd. Seine Trefferquote blieb dabei sehr konstant. Dreimal wurde er noch Regionalliga-Torschützenkönig und erzielte dabei für die Mainzer insgesamt 68 Tore – wohlgemerkt nur in Punktspielen. In der 2. Bundesliga Süd war seine Tor-Ausbeute kaum geringer: 27 Treffer in zwei Spielzeiten. Auch bei den Mainzern gilt Klier noch immer als Fußball-Legende.
Dass es mit Gerd Klier beim FC 08 Villingen zwei erfolgreiche Runden wurden, schrieb er im Nachhinein vor allem der guten Kameradschaft im damaligen Team zu. „Das waren Pfundskerle. Auch nach dem Spiel haben wir uns getroffen. Meist bei der Schützenliesel in der Färberstraße.“ Auch später traf sich Klier noch ein- bis zweimal im Jahr mit seinen alten Villinger Mannschaftskameraden und sogar einigen Fans. Es waren nur 2 Jahre in Villingen, die aber bei den Nullachtern wie bei Klier einen bleibenden Eindruck hinterließen. Und Gerd Klier, der zu den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum 2008 extra nach Villingen anreiste, sagte zum Abschied: „Villingen ist eine kleine, schöne, liebe Stadt.“
Den FC 08-Retro-Adventskalender gibt es täglich auf dem Facebook-Account des FC 08. Die Geschichten sind auch nachzulesen in der Vereinschronik „Ein Leben in Schwarz Weiß“, das für 5 Euro erhältlich ist.
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