Christian Mendes: Mit fast 46 Jahren träumt er noch von der Regionalliga!
Mit Mitte 40 ist die Zeit, auf hohem Niveau Fußball zu spielen, normalerweise vorbei – sollte man meinen. Allenfalls Torhüter schaffen es ab und an mal, die 40er-Schallmauer im ambitionierten Amateur- oder Profibereich zu durchbrechen. Doch es gibt Sportler, für die es da offenbar keine Grenze zu geben scheint. Der Stammtorhüter des FC08, Christian Mendes, scheint zu diesem Typ Athleten zu gehören. Am 23. Dezember wird Mendes bereits 46 Jahre alt und hat diese Woche mit dem FC08 Villingen für eine weitere Saison verlängert.
Vielleicht spielt eine Rolle, dass Christian Mendes erst als 19-jähriger anfing, leistungsmäßig Fußball zu spielen. Geboren wurde er in Rio de Janeiro, war kein sogenannter „Straßenfußballer“, sondern vielmehr ein „Strandfußballer“. „Wir waren jedes Wochenende an der Copacabana. Dort habe ich das Fußballspielen gelernt.“ Damals dachte Mendes noch nicht daran, mal eine Fußballkarriere hinzulegen.
Erst mit 19 Jahren wurde er entdeckt und spielte sein erstes Juniorenjahr auf Vereinsebene. Danach nahm er eine rasante Entwicklung. Nach dem Umzug von Rio nach Sao Paolo feierte er dort mit Palestra São Bernardo die U21-Meisterschaft in der Millionenstadt. Das bedeutete für Christian Mendes Cavalcanti, wie er mit vollem Namen heißt, den Beginn seiner Profikarriere. Er spielte danach beim A.D. São Caetano in der 3., dann in der 2. brasilianischen Liga. Und schließlich spielte Mendes sogar ein halbes Jahr lang in 1. Liga. „Da haben wir mitunter vor über 30.000 Zuschauern gespielt. Das war schon beeindruckend.“
Dann lockte ihn 1998 ein alter Mannschaftskamerad nach Lustenau in Österreich. In Vorarlberg setzte Christian Mendes seine erfolgreiche Karriere fort, feierte große Erfolge. Sechs Jahre lang spielte er beim FC Lustenau, schaffte mit ihm sogar den Aufstieg in die österreichische Bundesliga. Weitere sechs Jahre spielte er dann beim Lokalrivalen Austria Lustenau, unter anderem in der 2. und 3. Österreichischen Liga. Mendes erinnert sich: „Einer meiner größten Erfolge mit der Austria war dann das Erreichen des österreichischen Cup-Finales 2011 gegen den Bundesligisten SV Ried. Leider haben wir 0:2 verloren.“
Mittlerweile besaß Mendes auch die österreichische Staatsbürgerschaft. Und er fühlte sich mit seiner Familie, seiner portugiesischen Ehefrau und seinen beiden Jungs sehr wohl in Vorarlberg. Wie kommt man da noch mal mit Anfang 40 dazu, beim FC08 Villingen die Torwarthandschuhe anzuziehen? „Das war ein witziger Zufall. Nach meiner aktiven Spielerkarriere war ich Trainer beim FC Singen 04. Wir hatten ein Testspiel gegen den FC08 Villingen vereinbart, doch die Torhüter waren verletzt. Da musste ich ran und konnte mit 43 Jahren noch mal zeigen, was ich drauf habe“, schmunzelt Mendes. Das hat Martin Braun, der damals noch beim FC08 für das Sportliche verantwortlich zeichnete, derart beeindruckt, dass er Mendes einen Vertrag bei den Villingern anbot. Damals hatte Marijan Huljic gerade aufgehört. Dass Mendes auf Anhieb Stammtorhüter wurde, hat er u.a. auch seiner enormen Fitness zu verdanken. Dass er diese hält, dafür tut er auch gerade in der spielfreien Zeit einiges. „Ich trinke kein Alkohol, rauche nicht, achte auf meine Ernährung. Und in der Winterpause gehe ich zweimal die Woche ins Fitnessstudio und trainiere zwei weitere Male mit einem Trainingspartner auf dem Fußballplatz. Aber in meinem Alter muss ich natürlich auch auf ausreichend Erholungsphasen achten“, erzählt Mendes. Mit nun bald 46 befindet sich der Halb-Österreicher bereits in seiner dritten Saison in Villingen, hat insgesamt schon über 800 Spiele in den Torwarthandschuhen. Nun wird der FC08 noch eine vierte Spielzeit mit Mendes dranhängen „Dies liegt auch daran, dass Christian sowohl in der Strafraumbeherrschung wie auf der Linie und im Spiel nach vorne so gut wie keine Schwächen hat. Außerdem ist er ein sehr höflicher Mensch und ein Vorbild für unsere jungen Spieler“, lobt Sportvorstand Arash Yahyaijan. An jedem Trainings- und Spieltag fährt Christian Mendes rund 300 Kilometer von seinem Wohnort Lustenau nach Deutschland und zurück – eine zusätzliche Strapaze, die er nicht ohne Grund auf sich nimmt. „In dem Alter würde ich nicht mehr bei einem Verein spielen, der keine Ziele hat. Der FC08 hat Ziele. Und das finde ich geil“, freut er sich mit seinem leicht Vorarlberger Akzent und gibt zum Schluss zu, dass er mit bald 46 Jahren doch noch mal davon träumt, es mit dem FC08 Villingen in die Regionalliga zu schaffen.
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